Tanzspiegel 05/2019

Dieses Jahr ‘mal anders – Die Thüringer Tanzsport Tage

Wie jedes Jahr fanden die Thüringer Tanzsport Tage in der Landessportschule in Bad Blankenburg statt. Neu war das Datum des 11.-13.Januar. Gewohnt war man, am ersten Januarwochenende die Weihnachtskilos wieder durch Tanzen loszuwerden. Achtung: Auch im nächsten Jahr wird es so sein! Neu ist ebenfalls die Form des Artikels, denn in diesem lassen wir einige Teilnehmer der Thüringer Tanzsport Tage für sich sprechen.


Dr. Jette Schimmel,
Kursleiterin Discofox

Du bist zum ersten Mal Kursleiterin während der TTT. Mich würden dein erster Eindruck und dein tänzerischer Werdegang interessieren.
Jette: Ich fange mit dem Eindruck an und erzähle danach etwas über meinen tänzerischen Werdegang. Ich war noch nie auf der Sportschule in Bad Blankenburg und finde sie unglaublich toll. Sie ist sehr groß.

Du bist als Dozent geladen. Welche Kurse/Tänze gibst du?
Jette: Ich gebe Discofox und habe bereits drei Einheiten hinter mir. Es ist erstaunlich und interessant, wie unterschiedlich die Paare sind.

Dein tänzerischer Werdegang interessiert sicher einige Leser. Erzähle mir doch bitte kurz etwas darüber.
Jette: Ich tanze seit meinem achten Lebensjahr, habe angefangen mit Standard und Latein bis zur Sonderklasse. Dann ist das passiert, was vielen Jugendpaaren passiert, die Partnerschaft ging auseinander. Damit war meine Tanzkarriere beendet. Ich machte eine Trainerausbildung und war als Trainer im Verein tätig. 2006 habe ich mit meinem jetzigen Tanzpartner angefangen, Discofox zu tanzen. Unser erstes Turnier haben wir 2007 getanzt und das ist nun auch schon über zehn Jahre her.

Was sind deine größten Erfolge?
Jette: Ich war zwei Mal Deutscher Meister. Der größte Erfolg war tatsächlich die Verteidigung des Titels. Denn einmal Meister ist toll und zwei Mal ist noch toller. 2007 waren wir Europameister, 2016 Dritte der Weltmeisterschaft, seitdem zwei Mal Vierte der WM, es ist ärgerlich, aber trotzdem nicht schlecht.

Was ist euer Ziel?
Jette: Ein drittes Mal Deutscher Meister zu werden, wäre toll.


Ehepaar Ingrid und Heinz Henniger
sind jedes Jahr dabei und dies im Alter von 80+.

Ich freue mich, ein so aktives Tanzpaar wie euch zu sehen. Sie probieren in jedem Jahr andere Tanzsparten aus. Seit wann tanzen Sie?
Heinz: Wir tanzen seit 1954 und haben damals im Tanzsportclub einen Kurs gemacht und ein internes Tanzturnier. Den ersten drei Paaren wurde empfohlen, Turniere zu tanzen. Sprechen wir bei diesem Turnier von Standard und Latein? 
Ingrid: Nein, nur Standard.
Heinz: … und dann haben wir unser erstes Tanzturnier getanzt. Im April 1955.

Das ging aber schnell.
Ingrid: Da waren wir auch nicht so gut. Es war alles neu, wir waren aufgeregt, das war schwierig.
Heinz: Es gab ein Tanzsportgott, Paul Traudt. Sein Sohn ist ja schon so alt wie wir jetzt. Soeben haben sie den Kurs Breakdance für Senioren belegt. Was hat sie bewogen, daran teilzunehmen?
Ingrid: Der Beweggrund war, einfach ´mal zu sehen, was sich dahinter verbirgt.
Heinz: Neugier.

Mit Ü80, Respekt! Sie kommen jedes Jahr zu den TTT. Was gefällt Ihnen besonders daran?
Ingrid: In jedem Kurs wird auf ein anderes Detail Wert gelegt. Neue Schritte, Figuren, die Haltung. Die Atmosphäre gefällt uns einfach. Die ganze Gemeinschaft. Das macht richtig Spaß


Dass die Thüringer Tanzsport Tage nicht nur für Breitensportler interessant sind, zeigte das Turniertanzpaar Jugend B-Standard und -Latein, Julius Schade (15 Jahre) und Charlotte Bauer (13 Jahre) vom TK SchwarzGold Altenburg.

Ihr nehmt als Turniertanzpaar nicht nur ausschließlich an Kursen für Turniertänzer teil, sondern auch an Kursen für Breitensportler. Welche Erfahrungen nehmt ihr aus diesen Kursen für den Turniertanz mit?
Charlotte: Technik, auch in diesen Kursen werden Sachen erklärt, die wir noch nicht können.

Welche Kurse habt ihr in diesem Jahr belegt, ihr seid ja nicht zum ersten Mal hier?
Julius: Wir haben in Vorbereitung auf die bevorstehende Landesmeisterschaft Latein jegliche Latein-Kurse belegt. Aus diesen Kursen haben wir viel Technik mitgenommen.

Es waren in diesen Kursen nicht nur Turnierpaare, sondern auch Breitensportler. Wie schwierig war es für euch, wegen des differenzierten Leistungsniveaus, Informationen für den Leistungssport zu filtern.
Julius: Für uns war das nicht schwierig, da auch wir immer wieder Basic-Elemente trainieren müssen und man achtet dann doch mehr auf die Technik.

Würdet ihr sagen, dass man auch als Turniertänzer an einem Breitensportkurs teilnehmen kann?
Julius: Ja, auf jeden Fall. Man lernt immer dazu.

Habt ihr in diesem oder auch in vergangenen Jahren andere Kurse belegt? Wechselt ihr oder ist euer Augenmerk mehr auf Standard und Latein gerichtet?
Charlotte: Doch, wir wechseln die Kurse.
Julius: Ja. Zu einem Selbstverteidigungskurs. Was nimmst Du aus diesem Kurs mit?
Julius: Geh niemals durch dunkle Gassen.

Wie nehmt ihr die Entwicklung der TTT wahr?
Charlotte: Der Empfang und die Organisation sind besser geworden.
Julius: Ich schließe mich dem an


Nicht nur alte Hasen nehmen an den TTT teil. Es ist vielmehr ein sportlicher Event geworden, der sich herumspricht. So berichten es zwei Neulinge, Kerstin und Andreas Richter aus Mühlhausen.

Ihr nehmt zum ersten Mal an den Tanzsport Tagen teil. Wie habt ihr davon erfahren?
Kerstin: Wir tanzen in einer Tanzschule in Mühlhausen und man hat uns die TTT empfohlen. Es würde uns sicherlich Spaß machen. Nun sind wir vier Paare, die daran teilnehmen.

Das freut mich. Welche Kurse habt ihr denn belegt?
Andreas: Wir haben Cha-Cha-Cha, Samba, Hobbytänze, Langsamer- und Wiener Walzer Fortgeschrittene und Tango Anfänger.

Wie lange tanzt ihr bereits?
Kerstin: Seit 15 Jahren. Da habt ihr euch noch nicht überlegt, vielleicht doch in den Tanzsport zu wechseln?
Andreas: Die geographische Lage unseres Wohnsitzes lässt es einfach nicht zu. Kerstin Die langen Fahrtstrecken bis zum nächsten Tanzclub lassen es nicht zu. Ich glaube, wir bekommen dies auch beruflich nicht ganz so gut hin.

Wie ist denn euer allgemeiner Eindruck?
Andreas: Mit der Kurswahl haben wir uns schwergetan, aufgrund der Auswahlmöglichkeiten. Richtig Spaß haben uns die Grundlagen z. B. Rhythmusgefühl etc. gemacht. 
Kerstin: Mir hat sehr gut gefallen, dass wir als Nichtprofis mit den Turniersportlern sehr gut zusammen lernen konnten. Man hatte das Gefühl der Gemeinschaft und viel Spaß zusammen. Es gab keinen Kurs, in dem wir uns nicht wohlgefühlt hätten. Wir haben viel Nachholbedarf und müssen noch viel üben im Vergleich, aber wir wollen ja tanzen, weil es Spaß macht. 
Andreas: Jeder Kurs war harmonisch und alle haben Rücksicht genommen.

Was hat euch am meisten interessiert, die klassischen Turniertänze oder eher Tanzrichtungen wie Line Dance oder Breakdance?
Andreas: Wir haben uns vorerst auf die klassischen Turniertänze konzentriert. Vielleicht machen wir im nächsten Jahr mal etwas anderes, aber in dieses Jahr wollten wir vorerst die Kurse belegen, in denen wir die Tänze schon kennen.
Kerstin: Ja, ich würde auch einige Sachen ausprobieren, ob man sie dann wieder macht ist eine andere Geschichte.

Ich meine herauszuhören, dass es im nächsten Jahr für euch die TTT 2.0 geben wird?
Beide: Ja, auf jeden Fall!


Bekannte Gesichter in Thüringen sind Knut und Monika Falk vom 1. SSV Saalfeld, sie lüfteten ein Geheimnis.

Die TTT 2019 sind für euch nicht die ersten Tanzsporttage …
Knut und Monika im Chor: Das vierte Mal sind wir hier.

Auch von euch möchte ich wissen, welche Kurse ihr belegt habt.
Monika: Sehr gemischt.
Knut: Latein, Standard, Lindy Hop haben wir hier das erste Mal getanzt.
Monika: Damals noch beim Lars Mörstedt. Wir sind vielseitig.

Ihr tanzt im 1. SSV Saalfeld. Wie oft trainiert ihr in der Woche?
Knut: Sonntags und freies Training.
Monika: Ja sonntags haben wir erst Turniertraining und danach Formationstraining.

Da ist auch schon das Stichwort: Formation. Ich habe euch schon oft mit der Formation tanzen sehen, in der ihr das älteste Paar seid.
Knut: Wir sind das älteste Paar im Verein.
Monika: Man sieht das wahrscheinlich nicht unbedingt, aber es stimmt.

Bisher seid ihr Hobbytänzer. Habt ihr vor, in den Tanzsport zu wechseln, Turniere zu tanzen?
Knut: Ja, das haben wir tatsächlich vor. Seit Sommer trainieren wir dafür.
Monika: Das Training wird jetzt immer intensiver.

Für wann habt ihr euren ersten Start geplant?
Monika: Im Juni zum Sommerturnier in Erfurt.
Knut: Wir sind sehr gespannt.

Was bewegt euch, an den TTT teilzunehmen?
Monika: Es gibt so wundervolle Angebote, Tänze, die man noch nicht getanzt hat und neugierig ist. Latein ist unsere große Liebe.
Knut: Ich habe beide Knie kaputt und werde niemals Jive tanzen können.

Schade, dann werdet ihr wohl doch kein Zehn-Tänze-Paar.
Knut/Monika: Nein.
Knut: Hier macht Spaß, dass man Neues kennenlernt. Wir haben bei Stephan Schulze den Kurs Langsamer Walzer belegt und es war toll, aus anderer Sicht die Figuren und vor allem Technik zu lernen.


Alle Interviews führte Sylvia Schlossus

Quelle: https://www.tanzsport.de/files/tanzsport/tanzspiegel/gebietsteile/2019/2019_05_ost.pdf