Tanzspiegel 04/2019

(Fast) alles doppelt – Gemeinsame Landesmeisterschaften Latein

Seit drei Jahren führen die Landesverbände Sachsen-Anhalt und Thüringen die Landesmeisterschaften in den Lateinamerikanischen Tänzen gemeinsam durch. Insofern liegt es in der Natur der Sache, dass am 2. Februar im thüringischen Stadtroda die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen doppelt vergeben wurden – nämlich an die besten Sachsen-Anhaltiner und die besten Thüringer.

(Fast) alles doppelt, hießt es auch in einem anderen Sinn: Viele Paare beider Bundesländer nutzen die Doppelstartmöglichkeiten in den älteren Startgruppen oder als Aufsteiger oder mittanzende Sieger in der nächsten Startklasse und nahmen zweimal Edelmetall statt nur einer Medaille mit nach Hause. 61 Medaillenpaare wurden insgesamt verliehen, aber nur an 43 unterschiedliche Paare. Fast ein Drittel der Medaillenträger sammelte demnach nicht nur doppelte Platzierungen und Punkte, sondern auch mehrere Landesmeisterschaftsmedaillen.

Nach zwei Jahren in Sachsen-Anhalt war Thüringen zum ersten Mal Gastgeber der gemeinsamen Landesmeisterschaften. Der ausrichtende TC KristallJena wählte als Austragungsort das Schützenhaus zur Louisenhöhe in Stadtroda. Entgegen dem etwas rustikalen Namen besitzt die Gaststätte und Pension einen festlichen Ballsaal, der ein sehrschönes Ambiente für die Landesmeisterschaften bot. 

D-Klassen
Alle Altersgruppen einer Leistungsklasse waren jeweils nacheinander ausgeschrieben worden,sodass der erste Teil des Turniertages mit den D-Klassen der Kinder, Junioren I, Junioren II, Jugend und Hauptgruppe gut gefüllt war. Gerade den jüngeren D-Paaren sah man die Aufregung noch sehr an. Besonders in diesen Klassen haben alle Paare ihre guten, aber auch noch nicht so guten Tanzfähigkeiten, sodass die Wertungen alles andere als einheitlich waren. Elias Elle/Finnja Gillert, Sieger der Kinder D, gewannen jeden Tanz, erhielten aber in keinem Tanz die von sieben Wertungsrichtern benötigte Mehrheit von vier Einsen. In solchen Fällen kann das Protokoll froh sein, dass der Computer das Ergebnis errechnet. Bei den Turnieren der Junioren I, Junioren II und Jugend sahen sich Wertungsrichter und Zuschauer die Paare intensiver an. 

Durch die hohen Starterzahlen von 18, 20  und 16 Paaren fand in jedem Turnier eine Zwischenrunde statt. Bemerkenswert war die Wertung im Finale der Jugend D. Die Paare waren sich so ähnlich, dass die ersten drei Paare nach dem Finale jeweils die Platzziffer sieben stehen hatten, und die Paare auf den Plätzen vier bis sechs die Platzziffer 14. Dem Skatingsystem sei Dank wurden aber alle Plätze vergeben. Der Sieg ging an Lucas Tuchen/Elisabeth Braun, die an diesem Tag den inoffiziellen Preis des Paares mit den meisten getanztenTänzen verdient gehabt hätten: Sie gewannen die Junioren II D nach Vor-, Zwischen- und Endrunde (neunTänze), ebenso das Turnier der Jugend D (neun Tänze). Als Sieger tanzten sie in beiden Altersgruppen in der C-Klasse mit. Damit kamen zu den getanzten 18 Tänzen noch einmal acht Tänze hinzu, machte 26 Tänze auf ihrem LM Konto. Ähnlich viele Tänze tanzten Josef
Roth/Laura Thiele. Die Sieger der Hauptgruppe D (Vorrunde, Endrunde = sechs Tänze) gewannen als mittanzendes Paar auch das Turnier der Hauptgruppe C (Vor-, Zwischen-, Endrunde  = zwölf Tänze). Sie sah man in der B-Klasse wieder auf dem Parkett. Damit addierten sich ihre getanzten Tänze auf 23.

C-Klassen
Das Turnier der Kinder C musste mangels Beteiligung ausfallen. In der Junioren I C gingen drei Paare an den Start, in der Junioren II C sechs Paare. Die großen Starterzahlen aus den D-Klassen fanden sich demnach nicht in den C-Klassen wieder. Das zeigt, dass die Paare beim Aufstieg meistensschon ältersind oder für die ganz jungen Altersgruppen einfach zu spät mit dem Turniertanz anfangen. Vielleicht ist auch der Weg von der D- in die C-Klasse für einige zu steinig und sie hören wieder auf, bevorsie den Aufstieg schaffen? Die individuellen Gründe müssen sicherlich für jedes Paar einzeln ermittelt werden. Da beide Länder jedoch schon mindestens über die Zeit der Zusammenarbeit eine sehr große Basisin den D-Klassen haben, wäre esinteressant zu wissen, warum die nachfolgende C-Klasse in den jüngeren Gruppen nicht ähnlich gut besetzt ist. In der Jugend und Hauptgruppe waren die Startfelder mit 13 und 15 Paaren hingegen wieder erfreulich groß. Die Jugend kam fast ausschließlich aus SachsenAnhalt. Nur ein Paar aus Fulda gesellte sich dazu. In der Hauptgruppe C war Thüringen wieder mit dabei. Genauer gesagt, der TC Kristall Jena. Die fünf Paare aus Jena dominierten das Feld und stellten fast alleine das Finale.

B-Klassen
Wenn in den jungen C-Klassen der Nachwuchs fehlt, sieht man das natürlich ebenso in den B-Klassen. Die Junioren I B fiel aus, im offenen Turnier der Junioren II B tanzten drei Paare, zwei aus Berlin, eins aus Hessen. Landesmeistertitel wurden erst in der Jugend wieder vergeben. Interessant dabei: Das Thüringer Trio Rauschenbach/Ermold, Reinstein/Menzel und Seyffarth/ Große belegte hinter dem mittanzenden A Paar Phillip Cabanillas Diaz/Eva Nyevolin im kombinierten Turnier der Jugend B/A die Plätze zwei bis vier. In ebendieser Reihenfolge setzten sich die drei Paare ebenfalls an die Spitze der Hauptgruppe B. Damit erhielten alle drei Paare zweimal das gleiche Edelmetall.

A-Klassen
Das Jugend A-Turnier wurde mit dem Turnier der Jugend B zusammengelegt. Einzig gemeldetes Paar waren Phillip Cabanillas Diaz/Eva Nyevolin, die so die Doppelstartmöglichkeit in der A-Klasse wahrnahmen. Sechs Paare gingen an den Start und man sah schnell, dass es ein thüringischsachsen-anhaltinisches Duell geben würde. Drei Tänze gewannen  Mirgorodsky/Bernhardt aus Jena, die damit knapp vor Zänsdorf/Pluhm aus Zerbst lagen. Das Zerbster Paar entschied Samba und Paso Doble für sich. Der lange Turniertag ging mit der Siegerehrung der Hauptgruppe A gegen 22:15 Uhr zu Ende. Alle, die schon seit 10:00 Uhr im Amt waren, spürten den Tag in den Knochen. Man warsich jedoch auch dieses Mal einig, dass die Durchführung einer gemeinsamen Landesmeisterschaft eine gute Idee ist, die auf jeden Fall weiterverfolgt wird. So einig, wie sich die zwei Fotoleinwände im Foyer nebeneinander präsentierten (Foto),so einig waren sich auch die Präsidien beider Länder.

Autorin: Jette Schimmel
Quelle: https://www.tanzsport.de/files/tanzsport/tanzspiegel/gebietsteile/2019/2019_04_ost.pdf